„Mann der Arbeit, aufgewacht, und erkenne deine Macht! Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht, schürft im Erz- und Kohlenschacht, füllst des Überflusses Horn,
füllst es hoch mit Wein und Korn. Doch wo ist dein Mahl bereit? Doch wo ist dein Feierkleid? Doch wo ist dein warmer Herd? Doch wo ist dein scharfes Schwert? Alles ist dein Werk, o sprich,
alles, aber nichts für dich!“
(Georg Herwegh)
Es war einmal in einem fernen Land, das von Bergen, Flüssen und großen Städten durchzogen war, ein wohlhabendes Königreich, das für seine Handwerkskunst und seinen
Handel weithin berühmt war. Die Menschen lebten im Einklang mit ihrer Arbeit und schufen wunderbare Dinge, die Reisende und Händler von überall her anlockten. Doch das Land wurde auch von einer
merkwürdigen Macht regiert: dem Rat der Traumtänzer.
Diese Traumtänzer waren kluge Redner und geschickt im Umgang mit den Wünschen des Volkes, doch waren sie von einer sonderbaren Naivität durchdrungen. Sie träumten
von einer Welt, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatte. Eines Tages, in einem ihrer Sitzungen, beschlossen sie ein neues Gesetz: "Von nun an", verkündete der Oberste Traumtänzer mit ernster
Miene, "darf das Handwerk der Tuchmacher nur noch mit feinster Seide und Goldfäden arbeiten. Schwere Wolle, grober Flachs und einfaches Leinen sollen verboten sein, auf dass wir die Schönheit
unseres Landes heben!"
Die Handwerker waren erschüttert, denn das einfache Volk konnte sich teure Seide und Goldfäden nicht leisten, und viele Menschen verdienten ihren Lebensunterhalt mit
dem Spinnen von Flachs und der Herstellung von Wollstoffen. Doch wer sich dem Rat der Traumtänzer widersetzte, dem drohte hohe Strafe. Also blieben die Webstühle stumm, und die Tuchmacher
gerieten in Not.
Einige der Tuchmacher versuchten verzweifelt, ins Nachbarland zu ziehen, wo sie ihr Handwerk wie gewohnt betreiben konnten, während andere schließlich die Läden
schließen mussten. Bald waren die Webstühle in den Dörfern still, und das Land verlor seine einstige Pracht. Die wenigen Tuchmacher, die noch blieben, begannen, um ihr Überleben zu
kämpfen.
Das übrige Volk aber murmelte vor sich hin und sagte: "Warum passen sich diese Tuchmacher nicht den Zeiten an? Vielleicht sind sie nicht einfallsreich genug, oder
die Meister sind zu gierig, um neue Wege zu gehen." Allein der Rat der Traumtänzer bemerkte das Murren und sprach: "Sorgt euch nicht, gute Leute! Wir werden einige der besten Tuchmacher retten,
damit unser Land seine Ehre behält." Und so nahmen sie aus dem Schatzhaus des Königs eine gewaltige Summe Gold und unterstützten einige wenige, die sich nach den neuen Vorgaben richten
wollten.
Als die Bürger davon hörten, atmeten sie erleichtert auf. "Ohne die Traumtänzer," sagten sie, "würde wohl alles vergehen! Sie denken voraus und sorgen dafür, dass
uns geholfen wird."
Doch obwohl sie das glaubten, wurden die Märkte in den Dörfern kleiner und die Bauern ärmer, weil niemand mehr Flachs kaufte oder Wolle spinnen ließ. Der alte
Wohlstand war dahin, und das Land musste sich auf immer mehr Hilfe des Rates verlassen. Die Traumtänzer ließen sich feiern und versicherten dem Volk, dass das Königreich blühen werde, wenn man
ihnen nur folge.
Und so lebten die Traumtänzer gut und das Volk immer bescheidener, bis auf den heutigen Tag.
Wer trägt im Märchen die Schuld daran, dass die Tuchmacher in Not geraten und das Land immer ärmer wird?
A) Die Tuchmacher, weil sie zu altmodisch und gierig sind
B) Das Volk, weil es zu wenig kauft
C) Der Rat der Traumtänzer, weil er ein unkluges Gesetz erlässt
D) Die Nachbarländer, weil sie die Tuchmacher abwerben
Warum verordnete der Rat der Traumtänzer, dass die Tuchmacher nur noch mit Seide und Goldfäden arbeiten dürfen?
A) Um den Wohlstand im Land zu erhöhen
B) Um die Schönheit des Landes zu unterstreichen
C) Weil diese Materialien günstiger sind
D) Weil das Volk es so wünschte
Wie reagierten die Tuchmacher auf das neue Gesetz?
A) Sie waren erfreut über die neuen Möglichkeiten
B) Sie mussten ihre Werkstätten schließen oder ins Ausland ziehen
C) Sie konnten ihre Ware teurer verkaufen
D) Sie bekamen vom Volk große Unterstützung
Was denkt das Volk über die Probleme der Tuchmacher?
A) Dass die Tuchmacher sich dem Fortschritt anpassen müssen
B) Dass die Tuchmacher zu viel vom Rat der Traumtänzer erwarten
C) Dass die Tuchmacher immer noch gut verdienen
D) Dass die Nachbarländer Schuld an der Lage sind
Was tut der Rat der Traumtänzer, als die Tuchmacher in Not geraten?
A) Er hebt das Gesetz wieder auf
B) Er hilft nur wenigen Tuchmachern mit Steuergeldern
C) Er ignoriert die Not der Tuchmacher
D) Er ruft die Tuchmacher zurück ins Land
Wie endet das Märchen?
A) Die Tuchmacher finden eine Lösung und das Land wird wohlhabend
B) Der Rat der Traumtänzer wird gestürzt
C) Das Volk glaubt weiterhin, dass die Traumtänzer das Land retten
D) Die Tuchmacher und das Volk verlassen das Land